Bertolt Brecht und die Brechtforschung heute

Dauerten wir unendlich
So wandelte sich alles
Da wir aber endlich sind
Bleibt vieles beim Alten

Bertolt Brecht

Bertolt Brecht (1898 – 1956) war, wie wir wissen, zu seiner Zeit ein streitbarer und unbequemer Dichter und Zeitgenosse. Die Brechtforschung heute rechnet damit, dass der moderne Klassiker mit seinem Werk auf dem Theater und in der Literatur noch eine Weile streitbar und unbequem bleibt.

Die internationale Brechtforschung hat sich in neuerer Zeit die Aufgabe gestellt, das bisherige Brechtbild zu überprüfen; Schritt um Schritt die Herausgabe der Werke zu vervollständigen und sein Gesamtwerk in neuen Zusammenhängen zu sehen. Anlass dazu gaben vor allem neue Erkenntnisse von Brechts kritischer Beziehung zu den beiden deutschen Staaten DDR und BRD, den traditionellen Arbeiterparteien sowie seit 2002 mehrere bedeutende Text-Funde. Sein Talent, seine Sprache und seine Genialität zeigen sich erst, wie es Werner Hecht und Jan Knopf in neuen Biografien darstellen, nach Beseitigung unzähliger politischen und ideologischen Beschränkungen in voller Größe. Die heutige Forschung arbeitet daran, das Werk und das Bild des modernen Klassikers, die im vergangenen Jahrhundert zu oft durch den Kalten Krieg und den befangenen Sichtweisen geprägt waren, von Vorurteilen und falschen Vereinnahmungen zu befreien.

Da die Schweiz für Bertolt Brecht zwischen 1933 und 1949 eines seiner Exilländer wurde und auf den Theatern wichtige Ur- und Erstaufführungen stattfinden konn-ten, vermochte die Brechtforschung in der Schweiz einiges schon in Bewegung zu setzen. Sie ist mit der internationalen Forschung gut vernetzt und versucht kontinuierlich, durch wissenschaftliche Publikationen über den einflussreichen Dichter, Schriftsteller und Theatermann und sein Umfeld einen Beitrag zu dem differenzierteren, genaueren und vollständigeren Bild dieses Weltautors zu leisten.