Wer keinen Pass hat, ist ein Hund erzählt die Geschichte der gespaltenen und schwierigen Beziehung Bertolt Brechts (1898-1956) zur Schweiz. Sie hat den Deutschen Dramatiker zwischen 1923 und 1956 mehrfach beherbergt und eine Reihe bedeutender Werke uraufgeführt.
Von bestimmten Kreisen verehrt und willkommen geheissen, von Anderen gefürchtet, verhasst, als kommunistischer Agent verdächtigt und vom Staatsschutz bespitzelt. Am Stadttheater Chur und am Schauspielhaus Zürich hat Brecht 1948 eigene Werke inszeniert. Mit der „Puntila“-Uraufführung entstand, heimlich und unter seiner Anleitung gedreht, eines der frühen Filmdokumente.
Ein Film über eine der polarisierenden Persönlichkeiten des zwanzigsten Jahrhunderts und über die Schweiz, eines der Exilländer Europas, mit wichtigen Schnittpunkten mehrerer Sprachen und Kulturen, in schwierigen Zeiten.
Mehrere spektakuläre Funde haben es dem Theaterwissenschaftler Werner Wüthrich erlaubt, ein neues Licht auf die Jahre von 1947 bis 1949 zu werfen. Dass daraus im Film von Bruno Moll etwas Leichtes, Beschwingtes und Anrührendes wird, ist keine Selbstverständlichkeit. Statt von einer trockenen Geschichtslektion gelangweilt zu werden, erfahren wir etwas von der enormen Präsenz dieses Dichters, die bis heute nachwirkt. Man muss diese alten Gesichter sehen, die strahlen und aufblühen, wenn sie von Brecht erzählen. Man muss das Helle und Heitere dieser Stimmen hören, wenn sie vom verwandelnden Umgang mit dem Jahrhundertgenie berichten. Dann weiss man: Wo Brecht hintrat, wächst noch heute Gras.
Benedikt Scherer, in: Tages-Anzeiger Zürich, vom 4. Mai 2004
Der Film basiert auf dem Buch «Bertolt Brecht und die Schweiz» von Werner Wüthrich, dieses wiederum ist verknüpft mit der gleichnamigen Ausstellung im Zürcher Strauhof. Der Film von Bruno Moll über Bertolt Brechts Jahre in der Schweiz „Wer keinen Pass hat, ist ein Hund“ ist formal glänzend gemacht. Zeitzeugen, die zu Wort kommen, bringen die Lebendigkeit ein, die ein Dokumentarfilm nicht haben kann.
Lilith Frey, in: „Blick“ Kultur, Zürich, vom 5. Mai 2004